Ortsgemeinschaft Buldern e.V.

Als Buldern brannte

Tag der Geschichte endet mit der erstmaligen Aufführung eines Films über die Einnahme des Ortsteils durch die Alliierten

BULDERN. „Das ist bei Klaas, das ist doch Niehoff, das ist die Brennerei Kirschner. Und das muss bei Kruse sein, an der Tankstelle!“ Der Dokumentarfilm, den die Briten  nach der Eroberung Buldernsam Karfreitag 1945 bei ihrem eigenen Einmarsch im Dorf gedreht hatten und der am Mittwoch erstmals öffentlich gezeigt wird, weckt  bei vielen Bulderanern im Hotel van Lendt lebhafte Erinnerungen an eine schlimme Zeit. Amerikaner mit vorgehaltener Maschinenpistole, die die Bulderaner aus ihren brennenden Häusern treiben, um sie in der Kirche zusammenzuschließen, gefallene, blutjunge deutsche Soldaten, die von ihren Gegnern aus den Vorgärten geborgen werden. „Das ist doch der Messing!“, sind sich viele der fast 200 interessierten Zuschauer sofort sicher, dass sie einen Gefangenen erkannt haben, der mit erhobenen Händen abgeführt wird. Auch am Abend des Tags der Geschichte in Buldern ist bei den Bulderanern keine Spur von Geschichtsmüdigkeit zu erkennen. Bernhard Lammers von der Ortsgemeinschaft dankt den vielen Besuchern der Ausstellung und der Führung von Dr. Dieter Potente für ihr Interesse (DZ berichtete). Dann kündigt er einen Film an, den Andre Hegemann bei einer Internetrecherche im Imperial War Museum entdeckt und erworben hatte. Zuvor führt Potente in die letzten Kriegstage des nationalsozialistischen Regimes ein.
Dr. Dieter Potente

Mit nachdenklichen Gesichtern verfolgten zahlreiche Bulderaner die Aufführung des Films über die Einnahme Bulderns im Jahr 1945. Erstmalig wurde der Film öffentlich gezeigtMit nachdenklichen Gesichtern verfolgten zahlreiche Bulderaner die Aufführung des Films über die Einnahme Bulderns im Jahr 1945. Erstmalig wurde der Film öffentlich gezeigt
Dass es im kleinen Buldern in den letzten Stunden des Zweiten Weltkrieges überhaupt noch einmal zu Gefechten mit den Alliierten gekommen war, lag daran, dass Dülmen bereits in Trümmern lag und die Bulderaner die britischen und amerikanischen Streitkräfte auf ihrem Marsch nach Münster aufhalten sollten. Vielmehr waren es gar nicht die Bulderaner selbst, der heimische Volkssturm unter dem Kommando von Egon Schwarze hatte sich längst aufgelöst. Widerstand leisteten im letzten Kriegsgefecht zwei deutsche Sturmbatterien, die sich aus sehr jungen und älteren Soldaten zusammensetzten,  und die nicht aus Dülmen und Umgebung stammten. Baron von Romberg unterstützte laut Potente diese letzte Verteidigung mit der Errichtung von hölzernen Panzersperren. Wie aussichtslos der Kampf um das Dorf gegen die alliierte Übermacht war, wird in den Berichten der Offiziere aus der Kriegsgefangenschaft überdeutlich. Es gibt in all dem Elend auch die humorvollen Momente, welche die Beteiligten die Katastrophe oft erst ertragen ließen. Die Erinnerungen des Bäckers Anton Niehoff, der als entlassener Soldat in sein Heimatdorf zurückkehrte, und die von Konrad Rademacher und Hans Streitenberger auf Platt vorgetragen werden, animieren die Zuhörer auch zum Schmunzeln. Die jungen Kerls, die ihm in einer Viertelstunde die Backstube leer essen, die verzweifelten Soldaten, die sich vor dem Ansturm der Alliierten Mut in der Brennerei Kirschner antrinken, sind solche Episoden. Unter dem Strich macht der Tag der Geschichte aber betroffen, und er kann dazu anregen, auch die dunklen Seiten des Dorfes noch schärfer herauszuarbeiten.